Einst zogen Büffel in großer Anzahl durch die Prärien Kanadas, bevor sie beinahe ausgerottet wurden. Im Riding Mountain National Park, etwa vier Autostunden von Winnipeg entfernt, lebt seit Jahrzehnten eine kleine Herde von 40 Tieren. Besucher können die Büffel bei einer Fahrt durch das Gehege am Audry-See hautnah aus dem Autofenster heraus erleben. Besonders gute Bedingungen herrschen im Herbst. Weil dann weniger Autos über das Gelände fahren, sind die Chancen, die Tiere auch zu sehen, besonders gut. Zudem sind die Büffel bei kühlerem Wetter oft lebhafter und aktiver. So nah wie im Riding Mountain National Park kommen Besucher nur selten an die beeindruckenden Kreaturen heran. Den Moment, wenn einem ein Büffel direkt in die Augen schaut, vergisst man nicht so schnell!
Die Cypress Hills liegen an der Grenze von Alberta und Saskatchewan und gelten mit bis zu 1500 Metern über dem Meeresspiegel als höchste Erhebungen in Kanada zwischen Rocky Mountains und Labrador. Die Ausblicke auf das umliegende Prärieland sind spektakulär. Das gilt auch für die Blicke nach oben – weswegen die Region 2004 zum ersten und bislang einzigen interprovinziellen Sternenlichtreservat in Kanada gekürt wurde. Beliebt sind Sternenpartys, bei denen Besucher unter Anleitung von Experten durch Teleskope bis tief ins Universum blicken können. In Centre Block des Parks wurde dafür ein kleines Observatorium errichtet. Sternegucker lieben auch die einsamen Campingplätze. Der Blick durchs Zeltfenster bis in die Tiefen der Nacht ist unschlagbar! Mit etwas Glück gibt’s an klaren Tagen sogar Polarlichter zu sehen!
Achtung Blendgefahr! Die Region Kananaskis liegt nur eine gute Autostunde von Calgary entfernt in den Rocky Mountains – und gilt immer noch als Geheimtipp. Im Herbst explodieren dort dank der vielen Lärchenhaine die Farben. Es ist ein Paradies für Wanderer und Spaziergänger! Besucher können in Kananaskis viele leicht mit dem Auto oder Wohnmobil zugängliche Trails mit Lärchen-Garantie finden. Zu den einfacheren Touren gehört zum Beispiel der Arethusa Cirque Trail (4,5 Kilometer) im Peter Lougheed Provincial Park. Wer es sportlicher mag, der wählt den Burstall Pass Trail (16 Kilometer), eine spektakuläre alpine Hochebene in rot-braunen Farben. Die gelben und goldenen Nadelbäume am Chester Lake (9,5 Kilometer) geben sich besonders hübsch, wenn die ersten Schneeflocken gefallen sind. Auf geht's!
Wenn in der Sub-Arktis der Herbst Einzug hält, dann verwandelt sich die Tundra in einen Teppich aus bunten Farben. Wie eine riesigen Steppdecke überziehen die dunkelroten, braunen und orangen Busch- und Weidengewächse die geschwungenen Landschaften des Nordens. Besonders beeindruckend ist das Naturschauspiel im Tombstone Territorial Park im Yukon. Der Park wird wegen seiner zerklüfteten Gipfel aus schwarzem Granit oftmals als das „Patagonien des Nordens“ bezeichnet. Er liegt etwa 120 Kilometer nordöstlich von Dawson City und kann mit dem Auto über den Dempster Highway erreicht werden. Der Herbst beginnt wegen der nördlichen Lage recht früh, etwa ab Ende August oder Anfang September. Im Park hat es wunderbare Campsites für die Nacht und auch Nordlichter flimmern häufig!
Auf einmal hüpft der Lachs aus dem Wasser. Er wedelt kraftvoll mit seiner Schwanzflosse und wirbelt das flache Flusswasser auf. Hunderte seiner Artgenossen tun es ihm gleich. Die Bühne der Natur steht im Goldstream Provincial Park einige Kilometer außerhalb von Victoria, der Provinzhauptstadt von British Columbia. Die Lachswanderung beginnt dort gewöhnliche Ende Oktober und dauert bis Ende November. Dabei kehren die Lachse vom Pazifischen Ozean, wo sie ihr Erwachsenenleben verbringen, über einige Fjorde und den Goldstream River zu dem Ort ihrer Geburt zurück, um dort abzulaichen und zu sterben. Auf Spazierwegen und Aussichtsplattformen können Besucher das Ritual beobachten! Wildhüter dokumentieren in einem kleinen Besucherzentrum täglich die Zahl der zurückgekehrten Lachse. Was für ein Naturschauspiel!
Es stürmt. Das Meer ist aufgewühlt und voller Schaumkronen. Meterhohe Brecher rollen auf das Ufer zu und zerbersten mit einem lauten Krachen an den Klippen. Wie Streichhölzer zerbrechen die mächtigen Stämme an den Felsen. Rund um die Ortschaften Tofino und Ucluelet an der pazifischen Westküste von Vancouver Island ist im Herbst Sturm-Saison. Die Natur ist rau, ungezähmt, wild. Es ist ein Elementarerlebnis, eine Art Öko-Krimi live. Die Kanadier nennen es „Stormwatching“. Die Saison beginnt meist im Oktober und reicht bis in den Winter. Aussichtsplattformen und Holzbohlenwege im Pacific Rim National Park bieten Sturmguckern einen sicheren Blick auf das Wettergeschehen. Wanderungen entlang der kilometerlangen Strände sind eine Wucht. Gummistiefel und Regenjacken nicht vergessen!
Vor ein paar Jahren waren Joost und Pieter auf Urlaub in Jasper in den Rocky Mountains. Dort gefiel es den beiden Niederländern so gut, dass sie sich entschieden, einfach dort zu bleiben. In Europa hatten sie zuvor als Schauspieler, Regisseure und Moderatoren gearbeitet. Diese Talente brachten sie mit nach Kanada und gründeten in Jasper ihre eigene Zwei-Mann-Produktionsfirma. Seitdem stehen Joost und Pieter im Sommer von Mai bis September abends auf der Bühne der Lobstick Lodge in Jasper und unterhalten ihre Gäste mit der Komödie „From Jasper with Love“. In dem rund einstündigen Programm nehmen sie die Besucher auf augenzwinkernde Art und Weise mit in die Berge und erklären ihnen, warum man sich so leicht in das Nationalparkdorf Jasper verlieben kann. Dabei lassen sie die Zuschauer an ihrem ersten Campingabenteuer teilhaben, helfen dem verzweifelten Hirsch Eddie aus einer Lebenskrise und berichten von ihren Begegnungen mit den wilden Tieren im Park. Die Shows sind familienfreundlich und auch für Kinder geeignet. Auch Tourgruppen werden gerne gesehen.
Lauralee Ledrew vom Volk der Mi’kmaq lebt auf einem Bauernhof im Westen von Neufundland. Auf ihrer Farm Upper Humber Settlement baut sie nicht nur Ökogemüse und Kräuter an, sondern bietet Reisenden auch einen einmaligen Einblick in die Küche und Heilkunst der First Nations. Auf ihren zweistündigen Touren lernen Gäste Rezepte, Zutaten und Kräuter kennen, die von den Mi’kmaq schon seit Jahrtausenden zum Kochen oder für medizinische Zwecke verwendet werden. Ledrew spricht auch über die Wirkung von Medizinrädern – einer ganzheitlich-spirituellen Form des Heilens, die bei vielen First Nations bis heute eine Rolle spielt. Die Kreisform des Medizinrades steht für die Vernetzung aller Aspekte des Seins, einschließlich der Verbindung mit der natürlichen Welt, und beinhaltet physische, emotionale, mentale und spirituelle Aspekte. Das Upper Humber Settlement liegt in Cormack unweit des zum Weltkulturerbe gehörenden Gros Morne National Park.
Das Volk der Huron-Wendat gehört zu den Pionieren des indigenen Tourismus. In Wendake nahe Québec City betreiben deren Angehörige seit Jahren ein erfolgreiches Hotel, Museum und Kulturzentrum. Unweit davon findet jetzt ein besonderes Lichtspektakel statt. Die Québecer Firma Moment Factory hat dafür den 1,2 Kilometer langen, illuminierten Spazierweg Onhwa' Lumina geschaffen, der Besucher bei Dunkelheit in die Welt und Mystik der First Nations entführt. Das immersive Multimedia-Erlebnis lädt mithilfe von Licht-, Ton- und Videoprojektionen zu einem verzaubernden Abendspaziergang durch den Wald ein. Dieser beginnt bei Einbruch der Dunkelheit in einem symbolischen Kreis. Er führt weiter über den Rücken einer Schildkröte, durch das Innere eines Langhauses, durch ein Dorf und zu den Sternen. Entlang des Weges wird die Sprache der Huron-Wendat vorgestellt, während Geschichten im Licht erzählt und von Liedern begleitet werden.